30.12.2005

Dezember 2005 Kreuzer, Gastro News

Ulrich Reinhardt geht, Bernhard Rothenberger kommt. Auerbachs Keller hatte schon viele Wirte. Was wird jetzt bleiben, was soll sich ändern? Die neue Linie ist die alte - ein Bruch mit der Tradition ist nicht vorgesehen. Der KREUZER sprach mit Bernhard Rothenberger, Keller-Wirt ab April 2006.

KREUZER: Warum haben Sie sich nach Stationen in Baden-Baden und Heidelberg für Leipzig entschieden - und warum für Auerbachs Keller?

BERNHARD ROTHENBERGER: Das Parkhotel Schloss Hohenfeld in Münster, unser jetziges Domizil, hat einen Investitionsstau von ungefähr 2,6 Mio €. Der Eigentümer, Baron Kerckering zur Borck, veranschlagt das wesentlich niedriger. Wir konnten uns nicht einigen. Also läuft der Pachtvertrag aus. Meine Frau Christine und ich haben bundesweit nach interessanten Pacht-Objekten geschaut. Auerbachs Keller ist kein Restaurant wie jedes andere. Es ist weltweit bekannt und stark mit der Geschichte verknüpft.  Es ist eine Ehre und eine Auszeichnung, so ein Lokal zu führen. Leipzig reizte uns, weil es auch in den nächsten Jahren noch eine boomende Stadt sein wird. Die vielen Baustellen - unglaublich, was da passiert! Außerdem gefällt uns das Flair, seitdem wir Anfang der 1990er Jahre zum ersten Mal hier waren. Nebenbei: Große Chancen für eine Zusage hatten wir uns nicht ausgerechnet, da wir nicht so finanzstark sind wie große Konzerne, die sich ja auch beworben hatten. Anreiz und Stolz sind nun das eine, gleichzeitig ist es aber auch eine große Verpflichtung und eine Herausforderung, den Keller zu übernehmen.

KREUZER: Was soll so bleiben wie bisher, und was wollen Sie verändern?

ROTHENBERGER: Wir führen Auerbachs Keller als Familienbetrieb weiter. Profil und Charakter der Speisekarten, also die grundsätzliche Linie, werden bleiben. Selbst bei den Biersorten ist kein Wechsel geplant. Und wenn, dann dürfen es auch nur Marken aus Sachsen sein. Es soll weder einen Bruch mit der Region  noch mit der Tradition geben. Natürlich kann und will ich Ulrich Reinhardt nicht kopieren. Es wäre aber dumm, so ein etabliertes Konzept krampfhaft zu ändern, nur weil man sich selbst verwirklichen möchte. Mit Verlaub, aber diese Phase haben wir längst hinter uns. Wir wollen das positive Image weitertragen. Touristen und einheimische Gäste erwarten kein modernes, sondern ein Traditionslokal. Pro Tag kommen durchschnittlich 1.200 Gäste aus aller Welt. Das bietet eben auch Chancen, sich weiterzuentwickeln. Leipzig ist für ausländische Gäste attraktiv. Da sehe ich noch Reserven, zum Beispiel bei Gästen aus China.

KREUZER: Wie lange läuft Ihr Pachtvertrag?

ROTHENBERGER: Es ist ein klassischer Pachtvertrag über zehn Jahre mit zweimal fünf Jahren Option auf Verlängerung. Mein größter Wunsch ist eine reibungslose Übergabe. Wir übernehmen ohne Einschränkung jeden vom Personal, der bleiben möchte. Jeder Einzelne bringt Fähigkeiten mit, die man in so einem großen Keller nicht einfach ersetzen kann. Vielleicht bleibt Herr Reinhardt ja noch ein halbes Jahr. Er weiß und kann alles, das wäre ideal. Mir ist bewusst, dass man als Wirt von Auerbachs Keller im Laufe der Geschichte ja nur einen kleinen Zeitraum drin ist.  Und da will man ihn auch  einer nachfolgenden Generation gut erhalten übergeben.

KREUZER: Das Jahr 2006 wird durch die Fussball WM als aussichtsreichstes Jahr in der jüngeren Leipziger Gastronomie-Geschichte gehandelt. Wie wollen Sie das bei einem Einstieg im April bewältigen?

ROTHENBERGER: Das geht in die Vollen! Wir wollen uns einfach nur stur aufs Objekt konzentrieren und alles Private, selbst den Umzug, erstmal zurückstellen. Meine Frau muss noch bis Juli in Münster sein, um das Hotel zu übergeben. Aber wir verlagern jetzt unseren Lebensmittelpunkt nach Leipzig um zu bleiben. Das wird kein normaler Acht-Stunden-Tag, sondern Arbeit, Arbeit, Arbeit! Wir freuen uns darauf.

INTERVIEW:PETRA MEWES

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